Führung durch Altenvoerde wurde von Karlfried Stolz geleitet. Die Führung fand am 7. April, 19. Mai und 15. September 2019 statt. Hier der Text von Herrn Stolz uns mitgegeben.
Ich möchte mich zunächst kurz vorstellen. Ich bin Karlfried Stolz, wohnte auf der Wilhelmshöhe 21 b Altenvoerde, jetzt Wilhelmshöher Straße 124, 58256 Ennepetal. Im April 1938 als Hausgeburt.
Von Anfang an hatte ich einen wunderbaren Blick auf Altenvoerde.
In dem Lied von Wilhelm Krone, das Lied vom ollen Voerde, heißt es in der letzten Strophe: Et geat um Gottes Erde nicht en so Fleckchen as do es us lei Ollenvoerde
1964 habe ich das Altenvoerder Mädchen, Irmtraud Kohlmann von Schubert Alfred Kohlmann aus der Milsper Straße geheiratet. Wir wohnten in der Vom-Hofe-Straße 5 in Altenvoerde bis 1967. Dann kam der große Umzug nach Milspe zum Kiefernweg 19, wo wir heute noch gerne wohnen.
Altenvoerde, das alte Voerde, das ist die alte Furt durch die Ennepe um 1115 schon in den werdenden Heberegistern genannt. Um 1850 erst 8 Häuser gezählt, jetzt 1968 ein sauberer Industrieort mit 3800 Einwohnern am rechten Ennepeufer.
Altenvoerde tritt auch als Familienname auf.
Jetzt gehen wir hinauf zu unserem ersten Fuchs und hören da, was der uns zu sagen hat.
Wenn wir jetzt hier in Altenvoerde unsere Führung beginnen, befinden wir uns jetzt auf dem Gelände der Firma August Bilstein Werk 3, Stoßdämpferbau.
Gehen unsere Gedanken weit über das Alter unseres Geburtstagskindes, der Stadt Ennepetal, 70 Jahre, weit zurück, und zwar Johann Daniel Bilstein, geboren am 23.09.1786, ist der Stammvater der heutigen Familien Bilstein in Ennepetal Voerde und Altenvoerde.
1844 wurde die Firma Ferdinand Bilstein in Voerde gegründet und 1873 dann die Firma August Bilstein in Altenvoerde. Die Produktion von Fensterbeschlägen findet damals breiten Zuspruch. 1919 übernahm von Hans Bilstein der Sohn durch die Übernahme Levator Berlin erfolgte die Produktion von Stoßstangen und Übernahme der Firma Rudolf Robitschek mit der Produktion von hydraulischen Wagenhebern. 1954 entwickelten die Bilstein Ingenieure den ersten serienmäßigen Einrohr-Gasdruck-Stoßdämpfer nach dem De-Carbon-Prinzip.
1956 im Zweigwerk Mandern Hunsrück wird die Produktion von 19 Mitarbeitern aufgenommen. Die hat Hans Bilstein aufgenommen um dort einen Gefallen zu tun, weil die Bevölkerung wenig Arbeitsplätze hatte. um dort zu helfen praktisch.
13 Jahre später sind ca. 650 Mitarbeiter in Arbeit.
1969 Hans Bilstein und sein Werk, es wurde eine Festzeitschrift herausgegeben, ohne das er es wusste, und wurde ihm zu seinem 75sten Geburtstag überreicht von seinem ersten Mitarbeiter und Prokuristen, Herrn Ernst Kohlmann. Da wurde die Straße in Ennepetal, an der das Stammwerk liegt, umbenannt in August-Bistein-Straße. Das war 1960.
Gut, dass das so gelaufen ist. 1970 hatten wir dann zu lesen, auf dem Heimweg von des Tages Arbeit wurde unser Firmenchef Hans Bilstein gestern Abend gegen 20 Uhr beim Überqueren der Mittelstraße auf dem Zebrastreifen angefahren. Er starb 3 Stunden später im Gevelsberger Krankenhaus. Hans Bilstein, geboren 05.06.1894, verstorben 27.01.1970.
Er ging jeden Abend in seine Villa mit seinem Rauhaardackel Mäxchen.
Ich denke, wir können alle dankbar sein für die industrielle Entwicklung unserer Stadt Ennepetal. Heute richten wir in besonderer Weise den Fokus auf Altenvoerde und freuen uns, dass die Gründer Bilsten, Peddinghaus und Ischebeck noch heute bedeutende Arbeitgeber hier im Ort sind mit Marken, die weltweite Bedeutung haben.
Früher waren auf dem Gelände des jetzigen Industriemuseums die Firmen Paul Garthe Kruse, Debomi, Loch- und Wagenbedarf, und im Loher Tal die Firmen Paul Klein und Reinhold Klein und die Firma Bons und die Firmen Asbeck. Bei den Gründern stand im Mittelpunkt die Aussage von Alfred Krupp, „der Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit Segen, dann ist Arbeit Gebet.“
Jetzt gehen wir in Richtung Mittelstraße und lassen das alte Walzwerk rechts liegen.
Bei dem Haus Lohmann handelt es sich um ein zweigeschossiges Fachwerkhaus, vermutlich aus dem 18. Jahrhundert, im Urkataster von 1830 ist es schon verzeichnet. Das ist das älteste Haus in Altenvoerde.
Jetzt noch etwas von der industriellen Geschichte, wie das damals in der alten Zeit war, haben wir oft ganz besondere Vorstellungen, das war aber gar nicht so. Im Jahr 1820 gründeten die Brüder Friedrich Wilhelm und Ferdinand Lohmann aus Altenvoerde eine Nagel- und Schlossschmiede und später die erste Tempergießerei im Kreis Schwelm. Das Geschäftsprinzip der freien Marktwirtschaft sagt aus, dass man sich weder mit Gewalt wirtschaftliche Güter aneignet, noch sich im Sinne der Wohlfahrt mit ihnen versorgt. Ganz anders in unserer guten alten Zeit. Der technische Fortschritt bei der Firma Lohmann hat die volmarsteiner Schlossmacher dazu gebracht, 1848 den Fortschritt mit Gewalt aufzuhalten. Die Fabrikhallen bei Lohmann wurden aufgebrochen. Der Grund war, die Volmarsteiner machten in einer gewissen Zeit ein Schloss und die Altenvoerder in der selben Zeit 9 Schlösser. Das hatte so einen Ärger gebracht und eine Wut, dass die Volmarsteiner einfach kamen und die gehassten Prollschen Pressen, Proll war der Betriebsleiter, der Meister bei Lohmann, beschädigten und anschließend in den Teich warfen. Der Fortschritt ließ sich aber nicht aufhalten. Bei Lohmann wurden neue Pressen erstellt und man beschäftigte zeitweise bis 150 Mitarbeiter. Das Geschehen von 1848 wiederholte sich am 19.04.1919. Die Firma wurde wieder von unzufriedenen arbeitenden Kommunisten gestört und teilweise beschädigt. Otto Vormann hat darüber einen Bericht verfasst und der liest sich wie ein Krimi.
Das um 1800 erbaute zweigeschossige Fachwerk- und Schieferhaus ist das besterhaltendste Wohnhaus in Altenvoerde. Da waren früher die Ärzte drin. Dr. Lichte, Dr. Mankel, Dr. Maren.
Jetzt gehen wir zu dem Haus Zwick weiter, das ein ganz besonderes Haus in Ennepetal war.
Hier auf der Straße war das zwicksche Haus. Das war so gebaut, dass egal ob ein Erwachsener oder ein Kind vorbei wollte, man musste zwangsläufig auf die Straße. Das war lebensgefährlich. Man hat immer versucht Familie Zwick dazu zubringen, das Haus aufzugeben, aber das wollte die Familie nicht. Es hat sehr lange gedauert bis es dann endlich weg kam.
Haus Zwick war für die Fußgänger eine große Gefahr. Es ragte so weit in die Fahrbahn hinein, dass die Fußgänger gezwungen waren, wenigstens mit einem Fuß, die Fahrbahn zu betreten. Bisher kann man von Glück sagen, dass es an dieser Stelle noch zu keinem folgenschweren Unfall kam.
Jetzt gehen wir weiter zur Querstraße hoch.
1906 wurde dieses Gebäude von Wilhelm Westfeld als Postgebäude erbaut. Mein Vater war hier an der Post beschäftigt. Dann kam die Post allerdings in die Mittelstraße und es begann das Zeitalter des Ärztehauses. Heute hat man ja Ärztehäuser überall, früher war das hier die eine Praxis, die von Dr. Zimmermann war. Er war beliebt, bekannt hilfsbereit und immer zur Stelle seine Arbeit zu tun.
Ich hatte hier ein Erlebnis als Junge. Er hat mir mal Einlagen verschrieben. Ich sollte dann nach 14 Tagen wiederkommen um zu überprüfen, ob die Einlagen in Ordnung sind. Da machte er mich darauf aufmerksam, dass ich die verkehrt herum eingelegt habe. Da war ich nicht so begeistert von.
Nachher wurde das Haus weiter belegt von Dr. Heinrich Otto Schauss, im Juli 1983 übergab er dann diese Praxis an Dr. med. Kadi. Dann am 01.04.1998 übernahm Roman Krużycki. Allerdings wegen baulicher Veränderungen musste er die Praxis in andere Räume verlegen und befindet sich nun seit dem 21.04.1999 im Voerder Eck, Königsberger Straße. Man könnte vieles über die Ärzte erzählen. Allerdings möchte ich eine Sache erzählen zu Roman Krużycki. Das ist der Organisator dieser Stadtführungen, nicht die Stadt Ennepetal, dieser Mann, der Herz und Seele dafür hat, obwohl er weder hier geboren noch hier aufgewachsen ist, setzt er sich so ein. Er möchte etwas zurück geben, von dem, was er bekommen hat. Das Herzblut und das Brennen für die Stadt ist vorbildlich für uns alle.
Früher wurden die Plätzchen in der Querstraße nur auf einer Seite gebacken. Aber jetzt sehen wir auch auf der anderen Straßenseite Häuser. Im Hintergrund sehen wir die Villa von Bilstein. Das stattliche Wohnhaus Milsper Straße 175 wurde 1895 nach einem Entwurf des Hagener Architekten Emil Eichelberg für den Fabrikanten August Bilstein, also dem Vater von Hans Bilstein, in mitten eines parkartig angelegten Grundstücks errichtet. Wunderbares Haus und dementsprechend auch noch erhalten. Das war der Weg, den Hans Bilstein jeden Tag zur Arbeit und von der Arbeit zu gehen hatte.
Jetzt gehen wir wieder die Querstraße zurück und rechts werfen wir noch einen Blick auf die Villa Vormann-Leithold. Diese Villa wurde von dem gleichen Architekten aus Hagen erbaut. Die Villa ist an der Ecke Milsper Straße Hochstraße erbaut und zu sehen, wenn man die Gerhart-Hauptmann-Straße von der Querstraße hinauf sieht.
Der Weg von der Einmündung an der Milsper Straße, wo wir her gekommen sind, entlang der Ennepe bis hinauf zur Sperre war schon lange bekannt. Der Weg hatte keinen Namen sondern hieß einfach „Der Weg nach Burg“ oder „Schlammstraße“. Erst mit dem Teckel und der sich immer mehr ausbreitenden Industrie gewann auch die Mittelstraße an Bedeutung.
Vor uns ist das Westfeld Stammhaus, später Geschwister Kaltenbach, wir sagten dazu C und A, Clairchen und Alma. Also wir hatten in Altenvoerde C und A. Clairchen war die unverheiratete Kaltenbach und Alma war die verheiratete Roth. Bei dem Namen Roth weiß man, er war Anstreichermeister. Er wohnte da oben und war immer sehr gut und fein angezogen mit Fliege. Da sagte man immer, er sei der König der Rentner.
Da fällt mir noch was anderes ein. Nach dem Krieg wurde auch hier natürlich in freier Wahl der Stadtrat und weitere Politiker gewählt und das erfolgter in der Wirtschaft Sichelschmidt. Da war auch einmal eine ältere Dame bei der Wahl, die ihre Brille vergessen hatte, dadurch kam sie nicht zurecht. Sie wurde durch eine Person gefragt, ob ihr geholfen werden könnte und was sie denn wählen wollte. Sie antwortete darauf: Rot. Prompt wurde sie gefragt ob die SPD oder die KPD. Darauf hin erwiderte sie: „Nee, den Anstreicher Roth.“
Anfang des 20. Jahrhunderts war rechts der Kolonialwarenladen von Wilhelm Westfeld, links war das Friseur- und Tabakgeschäft Prümmer, Emil Prümmers Vater. Wilhelm Westfeld senior starb bereits mit 39 Jahren und ließ seine Witwe Karoline mit 5 unmündigen Kindern zurück. Aber die olle Kaline, so wurde sie genannt, war eine ausgesprochen resolute durchsetzungsfähige Frau, heute würde man sagen dominant und emanzipiert. Außer den Kindern hinterließ Wilhelm Westfeld Senior ihr aber auch einige Grundstücke und die kleine Kolonialwarenhandlung. Davon konnte aber die Familie mehr schlecht als recht leben. So schloss die olle Kaline einen Mittags- und Abendtisch dem Geschäft an. Damit erwarb sie sich ein kleines Vermögen. Das war zu der Zeit, als die Bahnlinie für den Teckel gebaut wurde und über mehrere Jahre waren die Bahnarbeiter dann Kostgänger bei der ollen Kaline. Sie scheffelte das Geld. Nach dem ersten Stand sie in der Tür und hielt ihre Schürze auf. Die Arbeiter ließen ihre Münzen dort hineinfallen. Sie sparte so viel Geld, dass sie ihren Wunsch in die Tat umsetzen konnte, für jedes ihrer Mädchen ein Haus zu bauen, während Sohn Wilhelm Junior das Stammhaus bekam. Diese vier erbauten Häuser für Emmi, Anna, Gusken und Ennep blieben im Familienbesitz bzw. durch Heirat, Kaltenbach, Schölling, Heinze.
1927 wohnten in den Westfeld Häusern knapp 60 Familien und insgesamt rund 150 Personen. Durch diese immer weiter ausdehnende Industrialisierung wurde die Mittelstraße zu Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr zur Einkaufsstraße. Der Grund, durch die Straßenbahn, die bis Alberts Ecke fuhr, hatten die Arbeiter nun eine leichtere Möglichkeit, zu ihren Arbeitsstellen in Altenvoerde zu kommen. Von der Haltestelle Alberts Ecke mussten sie dann zu Fuß durch die Mittelstraße gehen zu August Bilstein, zu Bödecker und Ebbinhaus, zu Peddinghaus, zu Ischebeck und so weiter.
Noch in den 50er Jahren war es üblich, dass die Arbeiter morgens ihre Einkaufszettel in den Geschäften abgaben und die Waren dann am Abend mit nach Hause nahmen.
In den 20er Jahren dürften täglich etwa 1000 Arbeiter und Angestellte die Mittelstraße passiert haben. Die Zahl der hier beschäftigten in den 50er Jahren mit neuen Betrieben wie Gathe, Debomi und so weiter, stieg noch einmal an, aber durch die zunehmende Motorisierung liefen die Geschäfte der Einzelhändler immer schlechter, ehe sie nach und nach fast alle verschwanden.
Ich bin hier in Altenvoerde auf die Volkshochschule gegangen und da stand auf dem Zeugnisheft „Spare, lerne, leiste was, so hast du, kannst du, gilst du was.“ Die olle Kaline hat das damals schon erreicht und praktiziert.
Nach unserer ersten Begehung in Altenvoerde wurde mir ein Bild zugeschickt, das ich eben zeigen möchte. Auf diesem Bild sind Nachkommen des Hauses Schöllig zu sehen.
Wir möchten einen kleinen Spaziergang aus der Sicht der 50er Jahre machen. Wir beginnen unseren Einkaufsbummel und nehmen die zwei Geschäfte, die vor Alberts Ecke noch zur Milsper Straße gehören noch dazu.
Wir fangen an mit dem ersten Geschäft Peters – Fisch und Obst –, dann Hellwig – Gemüse, Obst und Fisch –, dann kam Stromer und Liesl – Drogerie, Tapeten und Farben –, dann kam das Haus, das wir betrachtet haben, Zwick – Kurzwaren und Textilien –, dann kam Tante Paula Ischebeck – Bäckerei –, dann kam Ischebeck – Klempnerei –, Secefand – Lebensmittel, Kartoffeln und Nüsse –, Kühne auf dem Hinterhof hatte er eine Polsterei, dann kam Niepmann – Fuhrgeschäft –, dann kam Plasnöcker – Schuhgeschäft –, Heinrich Prümmer – Tabakwaren, Zeitschriften, hinten Friseur –, Emil Prümmer – Eisgeschäft, später Stadtcafe Hotel Garnier –, dann kam Ernst Ebbinghaus – Elektrogroßhandel –, dann kam Hillberger – Schneidermeister und Modegeschäft –, dann kam Agnes Pohl, die Großmutter von Frau Mirabile, dann kam Frau Gustav Rösner – Kurzwaren –, dann kam Kaufhaus Schläper, da sag ich aber gleich noch was anderes zu, daneben war Martha Komunizik – Eiscafe –, dann kam Wassermann – Tabakwaren –, dann kam Schemmann – Metzgerei –, dann kam Wiggenhagen – Bäckerei.
Die Bäckerei Gremme gibt es heute noch. Mir fällt da immer eine Geschichte zu ein. Der Opa des alten Bürgermeisters Wiggenhagen hatte dort die Bäckerei. Die Backstube war im hinteren Teil. Ich ging da immer hin und hockte mich vor das Fenster und fragte „Onkel Wiggenhagen, hast du ein Brötchen für mich?“, dann antwortete er, „wie heißt du denn?“, „Karlfried Stolz“ und dann bekam ich immer etwas. Das war der Wilhelm Wiggenhagen, der ein sehr gutmütiger und netter Mensch.
Nach der Bäckerei kam die Metzgerei Wolf. Karlchen Wolf heiratete 1955 Elisabeth Garthe und gründete dann das Unternehmen Garthe-Wolf. Ich war sein erster kaufmännischer Lehrling.
Danach kam Winkelmann, die in Milspe und in Gevelsberg noch ein Geschäft hatten. Dann kam Heinrich Fröhlich – Schuhgeschäft und Schuhmacherei –, und dann kam Jüngermann – Süßwarengroßhandel.
Dann sind wir hinten angekommen auf der rechten Seite der Mittelstraße.
Auf der anderen Seite fängt es mit dem Blumengeschäft von Fritz und Hedwig Lütze. Danach kam Kaltenbach, C und A – Lebensmittel und Feinkost –, hier kaufte ich wirklich gerne. Dahinter kam dann das Geschäft Friedrich Heintze – Elektrogeschäft –, dann kam das Geschäft Pistor – Möbelhaus –, daneben war Thiel – Reinigungsannahmestelle aus Gevelsberg –, dann kam Wilshuse – Lebensmittel –, dann kam Glatter – Milchgeschäft –, und dann kam Mützler – Haushaltswaren und Eisenwaren –, und daneben dann Schriever – Friseur –. Post und Sparkasse und Kino war selbstverständlich auch da. Das waren nun 34 Geschäfte in der Mittelstraße.
Jetzt gehen wir zum größten Geschäft von Altenvoerde, Kaufhaus Schläper.
Jetzt stehen wir vor dem interessantesten Geschäft der damaligen Altenvoerder Zeit, dem Kaufhaus Schläper. Der Schriftzug ist noch am Giebel des Gebäudes zu lesen. Der Name Ritz ist auch Vergangenheit und die Zukunft ist noch zu vermieten. In Altenvoerde konnte man früher außer einem Auto alles kaufen. Das Kaufhaus Schläper hatte da einen großen Anteil. Hier gab es Schreibwaren und Bürobedarf, Schulbücher, Spielwaren, Bücher, Porzellan, Geschenkartikel, Haushaltswaren, Mülleimer, Nägel und Schrauben aller Art und vieles mehr. Wir haben damals Karstadt und Kaufhof nicht vermisst, hatten wir doch Onkel Heini und Tante Frieda Schläper. Unter der Aufsicht der Inhaberin Augusta Eugenia
Das Kaufhaus wurde dann aber 1975 geschlossen. Von der Großfamilie Schläper könnte noch vieles berichtet werden. Der Name Wilhelm Schläper ist nicht nur mit Produktion von Kartonagen, Buchdruckerei und Papierwarenfabrik verbunden, sondern als Verlag der Milsper-Voerder Zeitung und später 1949 Gevelsberger-Ennepetaler Zeitung, unvergessen. 1945 wurde Wilhelm Schläper Mitglied der FDP und in den Voerder Gemeinderat gewählt. Wilhelm Schläper haben wir es heute mit zu verdanken, dass unsere Stadt bei der Gründung am 01.04.1949 den Namen Ennepetal erhielt. Es gab verschiedene Vorschläge und Gedanken. Er hat bei den Jungen vom Gymnasium eine Abstimmung durchgeführt und die war einstimmig für Ennepetal. Die Gemeindevertretung von Milspe und Voerde stimmten ebenfalls zu und somit war das Amt Milspe-Voerde zur Stadt Ennepetal erhoben worden. Die Bestrebungen zu einer Stadt zu werden gab es schon 1925.
Jetzt gehen wir zum Rathaus der Stadt Ennepetal hoch.
Jetzt stehen wir vor unserem alten Rathaus hier in Altenvoerde. Das Haus wurde 1911 vom Architekten Gustav Wenger im Stil des Neubarocks errichtet. Es diente ursprünglich als Mädchenheim für junge Arbeiterinnen der anliegenden Firmen. Von 1937 bis 1949 wurde das Gebäude als Amtshaus des Amtes Milspe-Voerde genutzt. Seit 1949 ist es das Rathaus der Stadt Ennepetal. Das Gebäude hat ortsgeschichtliche Bedeutung, es bestehen kunstgeschichtliche sowie städtebauliche Erhaltungsgründe. Ich war als 14-jähriger Schüler dabei, als Walter Sondermann, SPD, als zweiter Bürgermeister nach Dr. Fritz Textor, FDP, zum Bürgermeister unserer jungen Stadt mit alter Tradition gewählt wurde. Zu seinem Vertreter wurde Fritz Bohm, SPD von Voerde, und wie bei der konstituierenden Sitzung am 06.07.1949 Ewald Oberhaus, CDU, gewählt. Er war Widerstandskämpfer, Mitglied im letzten Gemeinderat Milspe, Bäckermeister, Obermeister der Innung, Kirchmeister der evangelischen Kirche Milspe. Es war für mich damals sehr beeindruckend, dass in Anerkennung seiner Persönlichkeit diese Wahl auch mit den Stimmen der Kommunisten erfolgte.